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B u c  h - R e z e n s i o n  z u:

A. Baerbock

"Jetzt"

Ullstein-Verlag, 1. Auflage 2021


Vorbemerkung:

Das Buch der Grünen A. Baerbock hat Aufsehen erregt wegen erhobener Plagiat-Vorwürfe. Statt einer regulären Rezension soll dem Fehlerhaften sog. Plagiat-Jäger und anhand einiger Stellen, die die Autorin von anderweitig übernommen haben soll, ohne dies als direktes oder indirektes Zitat zu kennzeichnen, der verkehrten Denke einer Grünen in Führungsposition nachgegangen werden.

Quellennachweise: https://plagiatsgutachten.com/blog/plagiatsvorwurf-gegenueber-annalena...
                                 https://plagiatsgutachten.com/blog/



Plagiat-Jägern ist die Absonderlichkeit eigen, nicht etwa den Inhalt von etwas auf Sachgerechtigkeit zu prüfen, sondern hinterher zu sein danach, ob jemand schriftlich Niedergelegtes originär sein Eigen nennen darf oder dies bloß vorgibt, tatsächlich jedoch von anderweitig abgeschrieben hat - eben ohne dies aus fremder Quelle herrührend zu kennzeichnen. Das Metier von Plagiat-Jägern gründet auf der Absurdität der bürgerlichen Gesellschaft, Gedanken zu Eigentum zu erklären: das, was jedermann per Nachvollzug zu seinem Wissensbestand zählen mag, wenn Kenntnisse/Erkenntnisse von anderen als deren Hervorbringung zugänglich werden, deswegen diese nicht dafür taugen, Exklusivität bei denen zu beanspruchen, die sie zum ersten Mal geäußert haben, wird wie eine dingliche Ware zu alleinigem Besitz erklärt. Dieser Unsinn hat seine Grundlage darin, dass der bürgerliche Staat vom Gesichtspunkt der ökonomischen/geschäftlichen Verwertung von allem und jedem darin auch geistige Produkte einschließt.

Nachfolgend einige Hinweise zu inhaltlichen Dummheiten, mit denen sich die Autorin A. Baerbock in ihrem Buch schmückt:

Offenbar zur Untermauerung, Unterstreichung dessen, dass hierzulande und am besten gleich weltweit ganz schnell und viel mehr, als die Regierenden im Programm haben, klimapolitisch umgesteuert werden müsse, beruft sich die Grüne ausgerechnet auf das US-Verteidigungsministerium, das Klimaschutz zur unabdingbaren nationalen Aufgabe erklärt. Gegen diesen Gesichtspunkt der Sorge um Natur/Klima wird nicht ein Hauch von Zweifel laut, dass dies das komplette Gegenteil dazu ist, wie die einfachen Leute das existenziell bedeutsame Nachsehen von den Folgen des Klimawandels haben; dass noch erklecklichere Menschenmassen als unter normalen weltkapitalistischen Umständen darben könnten, "humanitäre Katastrophen" und Migration daraus folgen könnten, dem stellt sich die US-Weltmacht als abzuwehrende Gefahr für die "nationale Sicherheit" der USA auch in Form von "Interventionen im Ausland".

Die Sicht des klimabedingten Schadens für die Herrschenden, die die Baerbock teilt, führt bis dahin, dass die meint, den Kapitalismus vor seinen eigenen ruinösen Wirkungen retten zu müssen: Unterbrechung von Lieferketten usw. drohe, wenn der Klimawandel in Form von Überschwemmungen, 'Infrastrukturschäden' etc. zuschlage: also, liebes Kapital habe ein Einsehen und nehme dich des Klimaschützerischen wie die Grünen an, damit dein Bereicherungsregime reibungslos seinen Fortgang nimmt.

Bezüglich der Abschreibe von einer Nachhaltigkeitsforscherin Göpel übernimmt B. deren schlauen Einwand, dass das BIP (Bruttoinlandsprodukt) als Wirtschaftsindikator ausgedient habe, wenn "permanente Umweltschäden" aus den Bilanzen ausgeblendet würden. Auch diese Klimaschutzakteurin will unter 'Ausblendung' der kapitalistischen Zwecke der demokratischen Marktwirtschaft, exakter: eigentlich unter Unterstellung von deren prinzipiellen Fortwirken, dieser eine "sozial-ökologische Transformation" verordnen: so übersteigernd, dass nicht einfach der Profit weiterregiert, wegen dem "Investitionen" und "Innovationen" sonst erfolgen, sondern ökologisch sauberes Gewinnemachen wird so vorstellig gemacht, als ob dies auf eine Relativierung des letzteren hinausliefe:

"...müssen Investitionen und Innovationen in den Dienst der sozial-ökologischen Transformation gestellt werden..." (nach Plagiat-Jäger auf S. 83  in Annalena Baerbocks Buch „Jetzt“)

Allerdings: ein BIP, dass neben der kapitalistischen Wertschöpfung auch die Umweltschäden dokumentieren solle, lässt erstere erst mal uneingeschränkt gelten, weil: es soll ja mit der Indizierung der Klimakrise im Rahmen der BIP-Ausweisung etwas als fortwährendes Produkt der kapitalistischen Geschäftemachereien 'eingeblendet' werden.


PS:
Zur öffentlichen Behandlung der Baerbock-Affäre

Wie es sich für eine lebendige Demokratie gehört, zieht die Baerbock-Affäre ihre weiteren absurden Kreise:
Ein Grüner aus dem engeren Umfeld der Baerbock entgegnet in der ZDF-Sendung "Lanz" v. 6.7.21 zu dem Lügengebäude der B. in der Form von deren Buch, dass das, was drin steht, die ganze politische Persönlichkeit derselben ausmache. Will der uns allen Ernstes damit sagen, dass die Schmückung mit Fremdem als eigenes Gedankengut jetzt gute demokratische Sitte sein sollte?  Der Vertraute der B. ist andererseits bemüht, die Affäre für bedeutungslos zu erklären: das, was die B. alles an Begründung, sei es ideologischer oder politischer Art, für den von ihr und der Grünen Partei angesagten klimapolitischen Aufbruch von sich gibt, wäre eigentlich belanglos angesichts der nationalen Herausforderungen Deutschlands unter den Titeln Klimaschutz, Digitalisierung - die sonst schon mal zur Verklickerung der ohnehin feststehenden politischen Sauereien gegenüber dem Volk der ideologischen bis polit-moralischen Rechtfertigung bedürften, die also ihren festen Platz in der demokratischen Polit-Kultur hat; die Sorte Rechtfertigung, von der die B. behauptet, was da in Buchform vorliegt, wäre auf ihrem eigenen Mist gewachsen. Also: alles Winkelzüge, um die Reputation der grünen Spitzenfrau auf Biegen und Brechen zu retten, aufgrund derer andere Polit-Größen schon längst aus dem Verkehr gezogen wurden oder sich selbst von der politischen Bühne verabschiedet haben.

Die Reaktion der sonstigen bürgerlichen Öffentlichkeit ist nicht weniger kritikwürdig: weder die Aussagen in dem Buch noch die praktisch verfolgte Politik unter grünem Firmenschild werden einer sachlichen Prüfung unterzogen. Sondern es wird die Frage der Glaubwürdigkeit der Politikerin gewälzt: kann eine wie B. glaubwürdig an führender Stelle Politik für Deutschland 'gestalten', wenn die in diesem Fall auf die Gepflogenheiten des Copyrights pfeift? Passt die Baerbock vom politischen Persönlichkeitsprofil her also als Möchtegern-Exekutorin deutscher Herrschaftsbelange zu den über jeden Zweifel Erhabenem der letzteren? Das Heuchlerische dieser Stellung besteht allerdings darin, dass Missgriffe in Sachen polit-moralischer Lauterkeit notwendig dem System der politischen Konkurrenz um Besetzung der Staatsämter immanent sind. Man muss als demokratischer Politiker es nur professionell verstehen, die Lügereien und Anwanzereien im politischen Geschäft zum erfolgreichen Mittel im demokratischen 'Wettbewerb' zu machen.