Wer danach
fragt, ob sich angesichts einer Pandemie die Demokratie, ihre
„institutionellen Grundlagen“ sich bewährt hätten, den
interessiert nicht, wie die Demokratie ihr rechtliches
Instrumentarium zielgerichtet zu dem Anliegen der Abwehr einer
nationalen und internationalen Seuche einsetzt, sondern für
den lauert hinter einer notstandsmäßigen Verwaltung einer
demgemäßen Lage, ob sich da demokratiewidrig was „zu
verschieben" drohe.
Deswegen schließt sich auch für einen schon vom Beruf her
begründeten demokratischen Rechtsfanatismus die deplatzierte
Frage an, ob die schönen Grundrechte als
„Schönwettergarantien“ enttäuscht hätten, die im Notstand
einfach beiseite geschoben würden: hier wird falscher
Gegensatz von Demokratie und Notstandsverwaltung gemacht; die
Demokratie höchstselbst hat für nationale Gefahrenlagen längst
die notwendigen Vorkehrungen getroffen, noch ehe davon was in
Sicht wäre. Dabei wird nichts „einfach beiseite geschoben“,
sondern das vom Rechteverehrer so gepriesene demokratische
Leben ein wenig umgemodelt, nämlich den staatlich definierten
Erfordernissen einer Pandemiebekämpfung zeitweilig subsumiert:
all die Rechte, die mit einem lebhaften kapitalistisches
Standortleben einhergehen, haben nämlich aus Sicht eines
Notstandsverwalters das nun Störende an sich, dass es das
Weitertragen eines Virus beflügelt und damit die
volksgesundheitliche Substanz aller funktionierenden
kapitalistischen Benutzungsverhältnisse zu untergaben droht.
Der Autor entdeckt erst angesichts einer Pandemie ein
Anwachsen des „Gewichts des Staates“, „weitreichende
Eingriffsmaßnahmen“ desselben: als ob nicht das ganz normale
zivile Dasein des demokratischen Kapitalismus ständig von
staatlichen Interventionen ins Rechtsgefüge kündet, mit der
das Gegeneinander der Konkurrenzgesellschaft standorttauglich
geregelt wird. Nicht ein Zuviel oder Übergewicht des Staates
ist hier das Unterscheidungsmerkmal, sondern es kommt drauf
an, was dem Staat als für die jeweilige Lage, Standortfrage
oder bzgl. der Betreuung der gegensätzlichen Klassen
angemessene Eingriffstatbestände sich aufdrängt. So redet F.
von einem „heraufgeschraubten Staatsanteil am
Wirtschaftsgeschehen“ mit dem Hinweis auf die besonderen
hoheitlichen „finanziellen Leistungen“ zur „Stabilisierung und
Rettung bedeutsamer Unternehmen“: genau dies ist eine
spezielle Umgangsweise hinsichtlich der Folgen der
Eindämmungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung eines Virus, dass
nämlich die teilweise Stilllegung der nationalen und
internationalen Standortaktivitäten Unternehmen bedrohe, die
der Staat für unabdingbar hält für die Kontinuität seines
kapitalistischen Bereicherungswesens.
Könnte einem kritisch auffallen, wie souverän Staaten wie die
BRD massenhaft Geld als Schulden einsetzen, bedenkenlos
dagegen, was dies u.U. für die ökonomische Geltungsmacht
seines schnöden Mammons heißt, als Herren über ihr
gesetzliches Zahlungsmittel ausgiebigst ihre
Geldschöpfungsmöglichkeiten einsetzen, um angesichts
eingerissener Krisenlage substantiellen Schaden von den
Bereicherungsquellen von Wirtschaft und Nation abzuwenden,
also ihre Gewalt und darüber ihre Befugnisse in Gelddingen
einsetzen, die Geschäftstauglichkeit des Standorts zu sichern,
damit die Unterordnung unter dessen Notwendigkeiten, Zwängen
und allerlei ungemütlichen Gegensätzen in den
Benutzungsverhältnisses zwischen Kapitaleignern und den Massen
der Eigentumslosen perpetuiert, deren Status sich durch
Überarbeit fürs Kapital und Armut auszeichnet, interessiert
den Autor nicht etwas dieser politökonomische Gehalt der
staatlichen Bewirtschaftung des deutschen Kapitalismus mit
viel Kredit und deren Gemeinheiten, sondern ob dies als
„Blaupause für die Zukunft“, für die „Transformation der
Wirtschaft auf dem Weg zur Klimaneutralität“ dienen könnte.
Das eine ist von dem anderen erst mal sachlich geschieden: bei
ersterem ist eine Sorte Krisenbewältigung am Werk; das andere
bezeichnet das Aufmachen neuer Geschäftsfelder unter den Titel
der Klimarettung. Dass Besondere an den Wiederaufbaufonds mag
sein, dass hier was kombiniert wird: Zuschüsse und Kredite
nicht einfach wegen der krisenbedingten wirtschaftlichen
Verluste, sondern der Weg aus der Krise gleich als
Konkurrenzoffensive, um mit neuen Technologien,
Geschäftsmitteln sich gegen andere Wirtschaftsmächte
abzusetzen, die für ihren wirtschaftsimperialistischen
Vorsprung einzuspannen.