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B u c  h - R e z e n s i o n  z u:

Renate Dillmann
Arian Schiffer -Nasserie

Der soziale Staat
Über nützliche Armut und ihre Verwaltung

VSA-Verlag 2018


Entlang seiner "Handlungsfelder" wird erklärt, wie sich der bürgerliche Staat, weil ausgehend von dem vollständigen Unvermögen Eigentumsloser, einen Lebensunterhalt zu bewerkstelligen, um die Bedingungen des Lohnarbeitengehenkönnens kümmert:

Z.B.: Wohnungspolitik, insofern ein von Besitzlosen materiell/finanziell zu stemmendes Dach übern Kopf elementare Voraussetzung dafür ist, einem Werkelleben in kapitalistischen Fabriken und Büros überhaupt nachgehen zu können. Mittels Mietrecht einschl. Regelungen im Falle Mieterhöhungen, sozialen Wohnungsbau und Wohngeld nimmt sich der Staat  der Unvereinbarkeit der Renditeinteressen von Immobilienbesitzern und des Angewiesenseins von Lohnabhängigen auf bezahlbaren Wohnraum so an, dass beides nebeneinander irgendwie Bestand hat.

Z.B.: Bildungspolitik, d.h. Vermittlung von Fertigkeiten, damit sich die eigentumslose Arbeitskraft überhaupt als solche, als Mittel der Kapitalvermehrung bewähren kann - organisiert als Leistungskonkurrenz, mit der der Staat für die Verteilung auf die Berufshierarchien sorgt, mit der Konsequenz, dass die meisten eben für nichts als niedere abhängige Arbeit taugen.

Z.B. Arbeitslosenverwaltung, die mit der sicheren Ausstellung von Arbeitskraft durch die Profitrechnungen des Kapitals rechnet, die davon Betroffenen unter strengen Auflagen und mit Erpressungen via Zuteilung einer Elendsbesoldung namens Arbeitslosenstütze für das Nützlichbleiben fürs Kapital auch im Falle ihrer Nicht-Anwendung in die Pflicht nimmt.

Genauso stellt der Sozialstaat die mit dem Lohnarbeitssystem einhergehenden schädlichen bis zerstörerischen Wirkungen desselben in Rechnung und betreibt z.B. Gesundheitspolitik, bei der die Lohnarbeiter um den Preis der staatlichen Abzwackung von (Zwangs-)Abgaben zynischerweise wieder in die Lage versetzt werden sollen, sich erneut den Stätten ihres Gesundheitsruins auszusetzen.

Nicht nur fokussiert auf die sozialstaatliche Moderne verlautet auch einiges über die unterschiedlichen Sorten staatlicher Armenbetreuung von den Anfängen des "industriellen Zeitalters", über Sozialpolitik in der Weimarer Republik, die des Nationalsozialismus, des Nachkriegsdeutschland mit seinen beiden gespaltenen Teilen bis zur sog. Agenda 2010 des wiedervereinigten Deutschland.


Insgesamt kann man von einer der wenigen Veröffentlichungen über Soziales sprechen, der jede parteiliche Umsorgung der bürgerlichen Armenbetreuung abgeht, sondern die Härten und Gemeinheiten derselben auf den Begriff bringt, die es offenbar braucht für eine funktionierende Kapitalwirtschaft.