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Klaus Weber et al.

Wagenknecht - Nationale Sitten und Schicksalsgemeinschaft...

Argument-Sonderreihe: Gestalten der Faschisierung – 2022


Bei aller Absetzung von Wagenknecht, wie diese rechtes Denken und Politik als Linkssein salonfähig macht: es sind begründete Zweifel angebracht, dass die Argument-Autoren die Fehler der Links-Ikone treffend aufspüren.

Dies sei an der Auseinandersetzung entlang der Begrifflichkeiten Gemeinschaft und Gesellschaft aufgezeigt.

Wenn W. bedauert, dass Gemeinsinn und Gemeinwohl angeblich aus dem Sprachgebrauch verschwunden seien, so wird nicht etwa das Lügenhafte dechiffriert, dass laufend die bürgerlichen Untertanen unter Titeln wie gesellschaftlicher Zusammenhalt von der politischen Elite neben ihrer zwangsweisen Einsortierung in die bürgerlichen Herrschafts- und Produktionsverhältnisse für die ihre individuellen Interessen vernachlässigende Zugewandtheit zum kapitalistischen Gemeinwesen, Staat, Nation agitiert werden. Statt beim Wort zu nehmen, wie mit Gemeinwohlorientierung dem ziemlich totalen Abstandnehmen vom Materialismus des Einzelnen das Wort geredet wird, steigen sie auf das Fiktionale des Verlustes der Gemeinschaftsorientierung so ein, dass man sich mit dem Gehalt von letzterem selbst eben nicht länger aufhalten solle, sondern es angemessener sei, die „sozio-ökonomischen Grundlagen der Sprech- und Sprachveränderung zu erkunden.“

Allerdings hebt durchaus eine Kritik von Weber und Co. an, die wiederum der Kennzeichnung des Anti-Materialistischen des Gebots des Gemeinschaftlichen des Wagenknecht-Sprech aus dem Weg geht – und stattdessen diesem vorhält, dass der sich nicht an dem hält, was lt. Argument-Leuten anstünde: das Gesellschaftliche mit seinen Widersprüchen und Gegensätzen gelte es herauszukehren, noch dazu im Zeitverlauf (die „historisch verändernden Zugehörigkeiten zu Kollektiven“ würde von W. vernachlässigt), statt einer Naturwüchsigkeit des Gemeinschaftlichen anzuhängen. Letzteres stimmt so gar nicht: der Aufruf zu Gemeinsinn macht überhaupt nur Sinn angesichts gesellschaftlicher Verhältnisse geballter Gegensätzlichkeiten zwischen Klassen und derselben zum Staat, die sich in ihrem Gemeinwohlbezug gerade zurücknehmen sollen bzw. ihr Eingehaustsein als Lohnarbeiter einerseits und Kapitalist andererseits in nationaler Dienstbarkeit aufgehen lassen sollen, keinen Unterschied kennend zwischen sich und der Nation.

Andererseits: in den Zitaten, worauf sich bei Wagenknecht bezogen wird: „Menschen leben in Gemeinschaften und sie brauchen das Miteinander... Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen“, wird hier in einem Abstraktionsgrad von einem „Miteinander“ dahergefaselt, dass jede Charakterisierung dessen, wie die Subjekte in den hiesigen bürgerlichen Verhältnissen aufeinander bezogen sind, herausgekürzt, wiewohl in dem ausgänglichen Wagenknechtschen Aufruf zu mehr Gemeinsinn dieser auf der Grundlage sich ausschließender Interessenlagen ergeht – darüber, über die „Naturalisierung des Gemeinschaftlichen“ erhält das Gebot der Gemeinsinnigkeit, das das faktische Gegeneinander von Klassen unterstellt, gerade eine Extra-Betonung, ist also keine bloße falsche Lesart der W. unter Ausblendung des Gesellschaftlichen nach Dafürhalten der Argument-Autoren: W. hebt ein abstraktes Miteinander auf eine Ebene mit dem nationalen Wir; fragt sich nur, warum letzteres als Allgemeinwohlgebot angeblich nicht so recht zum Zuge kommen würde, wenn doch im Menschen als „Gemeinschaftswesen“ die besten Voraussetzungen dafür vorliegen täten.