Bei aller
Absetzung von Wagenknecht, wie diese rechtes Denken und
Politik als Linkssein salonfähig macht: es sind begründete
Zweifel angebracht, dass die Argument-Autoren die Fehler der
Links-Ikone treffend aufspüren.
Dies sei an
der Auseinandersetzung entlang der Begrifflichkeiten
Gemeinschaft und Gesellschaft aufgezeigt.
Wenn W.
bedauert, dass Gemeinsinn und Gemeinwohl angeblich aus dem
Sprachgebrauch verschwunden seien, so wird nicht etwa das
Lügenhafte dechiffriert, dass laufend die bürgerlichen
Untertanen unter Titeln wie gesellschaftlicher Zusammenhalt
von der politischen Elite neben ihrer zwangsweisen
Einsortierung in die bürgerlichen Herrschafts- und
Produktionsverhältnisse für die ihre individuellen Interessen
vernachlässigende Zugewandtheit zum kapitalistischen
Gemeinwesen, Staat, Nation agitiert werden. Statt beim Wort zu
nehmen, wie mit Gemeinwohlorientierung dem ziemlich totalen
Abstandnehmen vom Materialismus des Einzelnen das Wort geredet
wird, steigen sie auf das Fiktionale des Verlustes der
Gemeinschaftsorientierung so ein, dass man sich mit dem Gehalt
von letzterem selbst eben nicht länger aufhalten solle,
sondern es angemessener sei, die „sozio-ökonomischen
Grundlagen der Sprech- und Sprachveränderung zu erkunden.“
Allerdings
hebt durchaus eine Kritik von Weber und Co. an, die wiederum
der Kennzeichnung des Anti-Materialistischen des Gebots des
Gemeinschaftlichen des Wagenknecht-Sprech aus dem Weg geht –
und stattdessen diesem vorhält, dass der sich nicht an dem
hält, was lt. Argument-Leuten anstünde: das Gesellschaftliche
mit seinen Widersprüchen und Gegensätzen gelte es
herauszukehren, noch dazu im Zeitverlauf (die „historisch
verändernden Zugehörigkeiten zu Kollektiven“ würde von W.
vernachlässigt), statt einer Naturwüchsigkeit des
Gemeinschaftlichen anzuhängen. Letzteres stimmt so gar nicht:
der Aufruf zu Gemeinsinn macht überhaupt nur Sinn angesichts
gesellschaftlicher Verhältnisse geballter Gegensätzlichkeiten
zwischen Klassen und derselben zum Staat, die sich in ihrem
Gemeinwohlbezug gerade zurücknehmen sollen bzw. ihr
Eingehaustsein als Lohnarbeiter einerseits und Kapitalist
andererseits in nationaler Dienstbarkeit aufgehen lassen
sollen, keinen Unterschied kennend zwischen sich und der
Nation.
Andererseits:
in den Zitaten, worauf sich bei Wagenknecht bezogen wird:
„Menschen leben in Gemeinschaften und sie brauchen das
Miteinander... Der Mensch ist ein Gemeinschaftswesen“, wird
hier in einem Abstraktionsgrad von einem „Miteinander“
dahergefaselt, dass jede Charakterisierung dessen, wie die
Subjekte in den hiesigen bürgerlichen Verhältnissen
aufeinander bezogen sind, herausgekürzt, wiewohl in dem
ausgänglichen Wagenknechtschen Aufruf zu mehr Gemeinsinn
dieser auf der Grundlage sich ausschließender Interessenlagen
ergeht – darüber, über die „Naturalisierung des
Gemeinschaftlichen“ erhält das Gebot der Gemeinsinnigkeit, das
das faktische Gegeneinander von Klassen unterstellt, gerade
eine Extra-Betonung, ist also keine bloße falsche Lesart der
W. unter Ausblendung des Gesellschaftlichen nach Dafürhalten
der Argument-Autoren: W. hebt ein abstraktes Miteinander auf
eine Ebene mit dem nationalen Wir; fragt sich nur, warum
letzteres als Allgemeinwohlgebot angeblich nicht so recht zum
Zuge kommen würde, wenn doch im Menschen als
„Gemeinschaftswesen“ die besten Voraussetzungen dafür
vorliegen täten.