B u c h - R e z e n s i o n z u:
Die Rente
Verlag Papyrossa 2021
"Klaus Müller stellt zunächst die Entstehung des deutschen Rentensystems im Zuge der Bismarck’schen Politik von Zuckerbrot und Peitsche gegenüber der sozialistischen Arbeiterbewegung dar. Danach verfolgt er, wie es vor und nach dem Zweiten Weltkrieg weiterging, um sodann die gegenwärtige Situation unter die Lupe zu nehmen: Seit Jahren steigt die Zahl der Rentnerinnen und Rentner, während die der Beitragszahler*innen sinkt. Steht somit also der »Generationenvertrag« vor dem Aus? Scheitert die solidarische Umlagefinanzierung? Führt deshalb kein Weg vorbei am Ausbau der privaten Vorsorge für das Alter? Und sind langfristige Beitragserhöhungen ohne Alternative? Oder muss die Lebensarbeitszeit verlängert werden, um das deutsche Rentensystem zu retten? Klaus Müller weist nach, dass allen Unkenrufen zum Trotz diese Fragen verneint werden können. Er belegt, dass und wie das System der umlagefinanzierten Altersrente den künftigen Anforderungen standhalten kann. Es auszubauen und durch staatliche Zuschüsse zu stärken, das ist – wie Müller schlüssig nachweist – der einzig sichere Weg, die Altersrente als tragende Säule der Alterssicherung zukunftsfest zu machen."
https://shop.papyrossa.de/epages/26606d05-ee0e-4961-b7af-7c5ca222edb7.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/26606d05-ee0e-4961-b7af-7c5ca222edb7/Products/760-0)
Die Müllersche Befassung mit dem dt. Rentensystem ist bereits von der grundsätzlichen Anlage, Stoßrichtung her grundverkehrt:
Es wird einfach von der Konstruktion der Abspeisung der Alten im Alter, den staatlichen Hantierungen daran angesichts des zunehmenden Auseinanderdriftens von Rentnern und Beitragszahlern und den darauf gepackten Ideologien wie „solidarische Umlagefinanzierung“ und „Generationsvertrag“ ausgegangen, um sich an Verbesserungen, „Zukunftsfestigkeit“ der Rente als „tragende Säule der Alterssicherung“ heranzumachen (über wie auch immer beschaffenen Ausbau des Rentensystems und Zuführung staatlicher Zuschüsse), die sich damit beißen, wie der Staat mit dem Rentensystem eine von ihm verordnete materielle Bescheidenheit für die endgültig Ausgemusterten organisiert, die System hat und mit dem kapitalistisch erzwungenen Dasein der meisten als Mittellose, Eigentumslose korrespondiert.
Denn
der Übergang ins Rentnerdasein ist das Absteigen
lohnarbeiterseitig erzeugter Armut durch den lebenslangen Dienst
am überschüssigen Geldreichtum von Kapitaleigentümern auf das noch
um einiges gesteigerte Armutsniveau jenseits der aktiven
Lohnerwerbszeit. Und dies hat seinen Systemgrund in der staatlich
verfügten Sauerei, die ohnehin verarmten Abhängigen aufgrund des
Schaffens von fremden Reichtum für die Geschäftemacher der Nation
auch noch dafür blechen zu lassen, nämlich durch eine
jahrzehntelange Rentenbeitragspflicht, in der Zeit nach ihrer
unternehmerseitigen Benutzung für den Profit, ihre Existenz zu
bestreiten. Die Gemeinheit ist mit Händen zu greifen: was der Lohn
wegen seiner Knappheit nie und nimmer hergibt, fürs Alter
vorzusorgen, soll dieser dennoch leisten: dies nimmt dann
notwendig die Form an, dass der Lebensstandard im Ruhestand um
satte ca. 50 Prozent sinkt – und das Seltsame zu registrieren ist,
dass die gezahlten Beiträge in der aktiven Zeit schon längst
rentenversicherungsseitig verbraten sind, und die jeweils aktuelle
Rentnergeneration von den Beiträgen der derzeitigen Erwerbstätigen
leben würde. Diese erzeugt für den Rentenveranstalter den
„Sachzwang“, wenn das Beitragsaufkommen wegen des vom Kapital
produzierten zunehmenden Verzichts auf Beschäftigung von Arbeitern
zwecks Hebung der Rentabilität, beständig sinkt, dies v.a. seit
der Agenda 2010 und mit seitens des Staates als unerträglich
eingestuften sog. Lohnnebenkosten gegen die Rentner und
Beschäftigte geltend gemacht wird:
Festlegung der Rente auf um die 50 Prozent durchschnittlichen
Nettoeinkommens oder sogar darunter, Heraufsetzung des
Renteneintrittsalters - und angesichts der absehbaren gesetzlichen
Mickerrenten ist die Nötigung in der Welt, privat
zusatzzuversichern, also noch mehr Verzicht im Lohnarbeiterstatus,
um im Alter mit einigem Abstand, aber garantiert in der Nähe von
Pauperismus zu landen (jedenfalls, was die Bezieher von unteren
und mittleren Einkommen betrifft).
Die Sprechweisen in Bezug aufs staatliche Rentensystem von wegen „Generationenvertrag“ oder „solidarische Umlagefinanzierung“ stellen nichts als Verharmlosungen dar: das gesetzliche Rentenkonstrukt ist eine einzige hoheitlich verfügte Verpflichtung der Lohnarbeitenden, für vom Kapital erzeugten Nöte, nicht nur im Falle von Krankheit oder Arbeitslosigkeit, sondern ebenso im Falle der eigentlich totalen Mittellosigkeit im Alter (weil normalerweise nur Dienst am Profit zu Bezahlung berechtigt) von einem Geld her vorzusorgen, dass dies eigentlich gar nicht zu leisten imstande ist. Das Gerede von Generationenvertrag und Solidarversicherung ist nichts als Verlogenes angesichts dessen, wie die rentenberechtigten Untertanen nichts als Statisten, Unterworfene unter den rentenpolitischen Regelkanon sind: mit komplizierten mathematischen Rentenformeln wird ihnen Bescheid erteilt, was ihnen an Armut und Elend den Rest des Lebens staatlicherseits beschert wird.
Die Müllerschen Vorschläge, wie das Zwangssystem gesetzliche Rente wer weiß wie verschönert werden kann, ist alles andere als ein Einspruch dagegen, wie der bürgerliche Staat systematisch produzierte Armut über ein ganzes Lohnarbeiterleben kraft des Kapitalvermehrungsrechts von Unternehmern erst mit seiner Rechtsgewalt absichert und dann im Alter so betreut, dass nichts als materiell Erbärmliches für die Aussortierten herauskommt, weil die Geschäftemacher der Nation von jeder Zuständigkeit für die Existenzbestreitung von für ihren Profit nur noch Nutzlosen freigestellt sind. Und den Staat sich als Wohltäter angesichts der gegen die Rentner ausschlagenden Konsequenzen des Rentenkonstrukts vorzustellen, der dann einspringen müsste mit Zuschüssen und so’n Zeug, dies will nicht den Nonsens bemerken, wie der Staat gerade auf der Grundlage bleibender Armut das Leben nach dem Werkelleben hinorganisiert, damit Altersarmut in Potenzierung dessen, was der Arbeiter von seinem Lohn mal hatte, garantiert, statt dieser auch nur scheibchenweise abzuhelfen – wie wohlmeinende Rentenreformer wie Müller sich wirklichkeitsfremd zurechtlegen.