Matthias Martin Becker
Klima, Chaos, Kapital: Was über den Kapitalismus wissen sollte, wer den Planeten retten will
Verlag PapyRossa , 2021
Editorial/Werbetext
zum
Buch:
„‘Wirtschaft und Klimaschützer müssen erkennen, dass sie nur gemeinsam gewinnen können.‘ Mit diesen Worten wiederholte Bundeswirtschaftsminister Altmaier das Credo, wirksamer Umweltschutz und Kapitalismus könnten langfristig harmonieren. Doch die 'Marktmechanismen' haben weder den Ausstoß an Treibhausgasen gesenkt noch die Abholzung der Tropenwälder beendet und sie werden es auch zukünftig nicht tun. Warum das so ist, erläutert Matthias Martin Becker. Er legt den Zusammenhang zwischen Naturzerstörung und Kapitalakkumulation dar. Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen und die Schädigung der Atmosphäre sind untrennbar verwoben mit dem weltweiten politischen und wirtschaftlichen System, mit seiner sozialen Ungleichheit, mit Macht und Reichtum, Ohnmacht und Armut. Und die Klimakrise ist nur eine von vielen ökologischen Verwerfungen. Das Buch beschreibt auch, welche Gegenmaßnahmen eigentlich notwendig wären und welche Hindernisse ihnen im Weg stehen. Das Fazit: Ein nachhaltiger Kapitalismus wird ein Mythos bleiben. Ohne eine umfassende gesamtgesellschaftliche Planung und ohne Eingriffe in Privateigentum und Markt- und Kapitalfreiheit lässt sich die Klimakrise nicht entschärfen.“
Wenn ein Wirtschaftsminister der Vereinbarkeit von Klimaschutz und Marktwirtschaft das Wort redet, dann mutet es als Missverständnis an, es ginge diesem um Klimaschonung als solcher und dem stünde nicht nur die Marktwirtschaft nicht im Wege, sondern wäre sogar geeignetes Mittel dafür.
Die Unwahrheit dessen kann man schon dem entnehmen, für was ein Wirtschaftsminister steht: als politischer Repräsentant des Kapitalismus vertritt der immer gleich den Gesichtspunkt des Funktionalen fürs kapitalistische Wachstum. So wie der Staat die in gewissen Grenzen gehaltene Ruinierung von Klima und Umwelt lizensiert hat, nämlich dessen Nutzung so, dass es die Kostengünstigkeit fürs Geschäftemachen, die Erwirtschaftung von Geldüberschüssen befördert, so wird analog die politische Entdeckung, dass man sich der Kollateralschäden rücksichtslosen Produzierens und Wirtschaftens annehme, eingeordnet in die über alle Zweifel erhabene marktwirtschaftliche Räson: Klimaschutz dürfe garantiert nicht zur Behinderung des kapitalistischen Wachstums werden. Und schon kommt die Politik darauf, wie sich unter dem Titel Klimabetreuung die Geschäftemacherei ganz neu anleiern lässt. Dies hat nichts mit einem Dienst an Klima und Umwelt zu schaffen: wenn die neuen grünen Geschäftsfelder als Nebeneffekt einiges an Reduzierung von Klimaschädlichem mit sich bringt, dann eben so, aber letzteres doch nicht als Zweck der ganzen Veranstaltung namens Transformation.
Selbst unter nicht-kapitalistischen, dezidiert anti-kapitalistischen Produktionsbedingungen ist Naturschonung kein Ziel für sich, sodass in einem vorgestellten Wettbewerb der Systeme der Sozialismus das in der Hinsicht Prädestinierteste wäre: sondern Gebrauch der Natur in rationeller Weise für bedarfsorientiertes Wirtschaften wäre der Witz.